Der Freitaler FDP-Stadtrat Lothar Brandau hat sich öffentlich zu der pressewirksam von Oberbürgermeister, Innenminister und Landrat (alle CDU) inszenierten Vorstellung des neuen Verwaltungskomplexes am Standort der Freitaler Lederfabrik geäußert.
Inzwischen wird schonmal von der Presse kolportiert, dass „die Stadt“ plane, ein 30 Millionen Euro wertiges Bauprojekt bis 2024 am Standort der ehemaligen Lederfabrik zu errichten. Für dieses Vorhaben gibt es allerdings keinerlei Votum des Freitaler Stadtrates als zuständiges Gremium für Projekte dieser Größenordnung. Und diese wird auch nicht so einfach zu bekommen sein, ist doch die Finanzierung noch nicht einmal in Grundzügen absehbar oder dargestellt. Eine Verschuldung Freitals in entsprechender Dimension für ein Bauprojekt, welches außer Mieteinnahmen keinerlei Wertschöpfung oder Mehrwerte für die städtische Wirtschaft, wie Ansiedlungsanreize oder zukünftige Gewerbesteuern, nach sich zieht, ist wohl nicht mehrheitsfähig.
Um wirtschaftlich betrieben zu werden, müssten die neu geschaffenen Flächen zudem angesichts der überaus grob geschätzten Baukosten und der entstehenden Flächen zu einem Kaltmietpreis von mehr als 13,00 EUR/m² an die vorgesehenen Mieter/Behörden vermietet werden. Welchen Grund sollte es denn für den chronisch klammen Landkreis geben, die inzwischen hergerichteten Bestandsflächen zu räumen und für ein Vielfaches der bisherigen Miete mit seiner Außenstelle an die Poisentalstraße umzuziehen? Da hätte auch der Kreistag noch ein Wort mitzureden, mit wenig Aussicht auf Unterstützung.
Letztlich bleiben die aktuellen wohlklingenden Äußerungen zum Bauprojekt Verwaltungszentrum Lederfabrik wohl nur Wahlkampfgetöse mit wenig Substanz. Nachdem CDU-Innenminister Wöller in seiner damaligen Funktion als Kultusminister die Ansiedlung der Bildungsagentur nach Freital versprochen hatte, geschah tatsächlich gar nichts. Zwar hielt Wöller auch Jahre später noch an seinem Versprechen fest, jedoch brachten auch wiederholte Nachfragen in der jüngeren Vergangenheit, insbesondere im Zusammenhang mit den Geschehnissen um das Lederfabrik-Areal keinerlei Fortschritte.
Inzwischen ist der Mehrheitsbeschluss des Stadtrates zum Abriss der Lederfabrik vom Oberbürgermeister durchgesetzt worden. Was also bleibt, ist der teure und fragwürdige Erwerb des Areals unter OB Mättig, das jahrelange Gezerre um eine Nutzung als „Standort der Kreativwirtschaft“ und das Einsteuern von Entscheidungen für den Abriss des Gebäudes. Beschlossen ist jetzt, unter wesentlichem Einsatz von Fördermitteln den Gebäudekomplex abzureißen, die Flächen zu sanieren, den (regelmäßig trockenliegenden) Mühlgraben zu öffnen und das Areal in einen öffentlich nutzbaren Park umzugestalten. Ein sehr übersichtliches Ergebnis jahrelanger und teurer Planungen und Projektierungen.
Da ist es wohl nicht verwunderlich, wenn sich deshalb nur wenige Tage vor der Kommunalwahl drei regionale CDU-Größen in Person von Oberbürgemeister Uwe Rumberg, Landrat Michael Geisler und Innenminister Roland Wöller zusammentun, um das „größte Bauvorhaben in Freital nach der Wiedervereinigung“ anzukündigen. Die Befürchtung bleibt, dass diese Blase genau wie die Freitaler Bildungsagentur in Kürze schlicht platzt. (TK)
Der Artikel in der Sächsischen Zeitung vom 06.05.2019: